Ferdinand der Letzte

Freilich ist er nicht irgendein Exot. Schon gar nicht irgendwer. Sondern jemand, der sein Handwerk noch mit jeder Faser seines Körpers erlernt hat — ja erfahren — und dessen Heimat das Wiener Kaffeehaus ist, seit Jahrzehnten.

Mit einem müden, schweren Blick fordert er die letzten Gäste auf zur Einhaltung der allabendlichen Sperrzeit. Währenddessen durchstreift er, einem schwarzen Panther gleich, die Tischreihen. Gewöhnlich lässt er keinen Widerstand zu, fordert stringent Respekt ein, vor dem Gebot der Stunde.

Heute jedoch, am Jahrestag, resümiert Ferdinand 40 Jahre Oberkellnerleben, erlaubt sich somit einen Streifzug. Wirft einen Blick zurück, auf die ersten ungelenken Schritte in dieser schönen, doch alles verzerrenden Kaffeehauswelt voller Tücken. Und er wagt einen Blick vorwärts, in eine Zukunft voller Kaffeehausliteratur, Liebe und Wunder.

Langsam, mit jedem Schluck Wein ein wenig mehr, legt Ferdinand der Letzte die steife Distanz seines Wiener Kaffeehausoberkellners ab. Und er wird zum Menschen aus Fleisch und Blut …

Der kellnernde Schauspieler und schauspielende Oberkellner Karl Gschaider lässt sich mieten, für Feiern & Events. Sein Programm FERDINAND DER LETZTE passt er gerne der Feierlichkeit an.

Grenzenlose Auszeit

Zwischen Frühling und Herbst beginnt sich die Natur auf magische Art und Weise zu verändern. Auch ein Mann kann kurz nach seinem 52. Geburtstag feststellen, dass abrupt alles anders ist. Plötzlich war die heiss geliebte Pubertät vorbei und Mutter Hertha nicht mehr die Beste. Ein Abgrund öffnete seinen furchtererregenden Schlund, und noch ehe ich mich versah, steckte ich mitten in einem rätselhaften Sommermärchen, voller ungelöster Fragen.

Woher kommen ständig diese Melodien in meinem Innern? Weshalb wache ich im Krankenhaus auf — ohne krank zu sein? Warum entfernen sich meine Ziele von mir, sobald ich sie mir stecke? Ja genau und überhaupt: Warum nennt man die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod »das Leben« ?

Wer Antworten will, muss sich bereit machen zu einer Reise zwischen Bestattungsmuseum und Starnberger See, zwischen Münchner Olympiaberg und Wiener Innenstadt — bis hin in‘s Land der Grenzenlosen Auszeit. Achtung! Eine Warnung des Gesundheitsministeriums: Es ist durchaus möglich, dass sie beim Zusehen um etwa 90 Minuten altern. Anfahrtszeit, Pause und Heimfahrt nicht mit eingerechnet …

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